1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
O st c v r e i ch - H tt u am.
mnteil am Mittelmeer hat auch die vierte Großmacht, bte, wir
jetzt besprechen wollen, nämlich Osterreich-Ungarn. Der Über-
gang zu diesem Staat ist uns „noch in einer anderen Beziehung ver-
mittelt, denn Spanien, sowie Osterreich-Ungarn gehörten früher zum
großen Weltreiche der Habsburger. Zuerst regierte das Haus unum-
schränkt über die ganze Ländermasse, dann entstanden die beiden Linien
Spanien-Habsburg und Osterreich-Habsburg, die aber beide die engsten
Beziehungen miteinander unterhielten. Dieser verwandtschaftliche
Konnex mit der spanischen Linie gab den öfterreichisch-habsburgischen
Kaisern und Regenten etwas ungemein Steifes und Unnahbares, und
in dem Schillerschen Wallenstein wird uns dieser Charakter des Kaiser-
Hauses vortrefflich versinnbildlicht. Erst im 18. Jahrhundert begann
der Wiener Hof sich in gemütlichere Beziehung zu dem Volke zu
setzen, und epochemachend ist nach dieser Seite hin die Regierung der
Maria Theresia, wie sie denn in unmittelbarster Frische und Natür-
lichkeit einmal an die Brüstung ihrer Theaterloge geeilt ist und den
„Weanern" zugerufen hat, der „Leupold hat 'nen Jungen". Ihrem
Beispiel der gemütlichen Annäherung an das Volk find,, später die
Kaiser Joseph Ii. und Franz, der der erste Kaiser von Ost erreich
war, gefolgt.
Auch nach der Scheidung von der spanischen Linie hatte Oster-
reich einen umfangreichen Länderbesitz. Neapel, die Niederlande, die
Lombardei und Venetien haben zu der Gesamtmonarchie gehört, sind
aber heute alle verloren gegangen. Die staunenswerte Vergrößerung
an Land und Macht hatte den Zeitgenossen den Spruch eingegeben:
bella gerant alii, tu felix Austria nube, und damit war das fabel-
hafte Heiratsglück der Mitglieder des österreichischen Regentenhauses
charakterisiert. Diese günstige Konjunktur, durch Verheiratung der
Töchter die eigene Macht zu erhöhen, hatte schon Rudolf von Habs-
bürg ausgenutzt, von dessen Glück und wachsender Bedeutung der
zeitgenössische Bischof von Basel behauptete, die Ehren würden
so groß,„daß der liebe Gott nicht ruhig auf seinem Stuhle sitzen
könne. Österreich blieb seit Rudolfs Regierung im Besitz der Habs-
Hanncke, Eidkundl. Aufsätze. Ii. S
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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- Geschlecht (WdK): Jungen
— 7 —
queen (jungfräuliche Königin) Elisabeth regierte, kamen auch die
oceanischen Häfen der Westküsten zu ihrem Rechte. Der sich all-
mählich verengernde Trichter der Severnmündnng, der Bristolkanal,
bietet ja ganz merkwürdige Fluterscheinungen; die Höhe der Flut-
welle soll hier an 18 m betragen. Bristol wurde nun bald der
zweite Seehasen Englands; denn London hatte natürlich den ersten
Rang und war schon zur Zeit Jakobs Ii. mit seinen 500000 Ein-
wohnern die größte Stadt in Europa. Von Bristol beginnen seit
Cabot die englischen Entdeckungsfahrten, die den Namen des Landes
durch seine todesmutigen Helden weithin berühmt machten. Man
sragt verwundert, warum, wenn von den oceanischen Fahrten der
Engländer berichtet wird, man nicht an erster Stelle Liverpool nennt,
das heute durch seine Reederei sogar London in den Schatten stellt?-
Aber Liverpool spielt in jenen älteren Zeiten gar keine Rolle und
wird erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts überhaupt genannt.
Seine Bedeutung hängt mit der dritten Periode der geschichtlichen
Entwickelung Englands zusammen, über die wir weiter unten reden
wollen.
Wenn wir die Geschichte des maritimen Einslusses und Verkehrs
in England begleiten wollen, so folgt allerdings aus das Helden-
zeitalter der Elisabeth das größtenteils für die nationale Geschichte
Großbritanniens trostlose 17. Jahrhundert, das gleich im Gegen-
satz zu dem rex Elisabeth mit einer regina Jakob beginnt. Das
Stuartische Geschlecht ist eines der unglückseligsten in der Welt-
geschichte, und eine furchtbare Tragik hat sich an ihm vollzogen.
Maria Stuart wurde hingerichtet, und das gleiche Schicksal erfuhren
ihr Enkel Karl I. und dessen Enkel, der Herzog von Monmonth.
Ter Sohn Karls I., Jakob Ii., wurde vertrieben, und seitdem sind
die Stuarts nicht mehr aus den Thron Englands zurückgekehrt. Das
Geschlecht war mit einer ganz eigenartigen Verblendung behastet, so
daß es sich immer von neuem in Gegensatz zu den heiligsten Wünschen
und Empfindungen des Volkes setzte; die Zeit ihrer wechselvollen
Regierung brachte viele staatlichen Änderungen, und tetber wurde
eine jede solcher politischen Phasen mit den blutigsten Ächtungen be-
gleitet, so das; man an die Bürgerkriege in der römischen Geschichte
erinnert wird, wo ein Marius, Sulla, Antonius und Oktavian in
greulichen Proskriptionen förmlich miteinander wetteiferten. So wie
damals das Regiment Eäsars milde und gütig erschien, >so be-
wunderten die Engländer die Großmut und Nachsicht Wilhelms Iii.,
der seinen Schwiegervater Jakob Ii. entthronte, und nennen daher
seine Staatsumwälzung tlie glorious revolution. Der beliebteste
unter den Stuarts war noch Karl Ii., der wenigstens der aber-
gläubischen Befangenheit seines Volkes und der alten Tradition mit
einem sonst selten an ihm beobachteten Pflichtgefühl entgegenkam und
1861 -
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- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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24
(vgl. Jv?66), — seit dem Tode seines Grossvaters
Ferdinand (f 1516) die Reiche Aragonien, Neapel,
Sicilien, Sardinien; seit dem Tode Maximilians I.
1519 kam er auch in den Besitz der österreichi-
schen Lande; letztere (lherliess er schon 1521 sei-
nem Bruder Ferdinand, die Niederlande jedoch
behielt er für sich; er bestätigte ihre unter dem
Namen des burgundischen Kreises von Maximilian
beschlossene Einverleibung in das deutsche Reich.
Ferdinand erwarb vermöge seiner Vermählung
mit Anna, der Schwester des ungarischen Königs
Ludwig Ii., nachdem dieser ohne Descendenten
in der Schlacht bei Mohacz 1526 gefallen war,
die Königreiche Ungarn und Böhmen nebst den
zugehörigen Ländern. In Ungarn erstand ihm je-
doch ein Gegner in Johann von Zapolya, der sich
unter den Schutz des Sultans stellte. Nach lan-
gen harten Kämpfen mit den Osmanen, die bis vor
die Thore Wiens drangen, musste Ferdinand (seit
1556 Kaiser) diese in einem Vergleiche von 1562
im Besitze eines grossen Theils von Ungarn be-
lassen, die Herrschaft der Familie Zapolya’s über
Siebenbürgen und Oberungarn bis Kaschau an-
erkennen und für den Besitz des übrigen Ungarns
einen jährlichen Tribut von 30,000 Goldgulden zah-
len. Seine Lande umfassten circa 6000 Q.-M.
Jw 48.
Oesterreich im Jahre 1795.
Unter Maximilian Ii. (1564 — 76), Ru-
dolph Ii. (1576 — 1612), Matthias (1612 —19)
blieb der Länderbestand der Habsburger unverän-
dert. Ferdinand Ii. (1619—37) trat zur Ver-
stärkung seiner Bundesgenossenschaft mit Sachsen
die beiden Lausitze im Frieden von Prag 1635 an
Sachsen, und Ferdinand Iii. (1637 — 57) im
westphälischen Frieden das platte Land des Elsas-
ses, den Sundgau, Breisach an Frankreich ab,
Leopold I. (1657 —1705) machte durch seine
grossen Feldherren, Eugen von Savoyen, Ludwig
von Baden und Montecuculi, grosse Eroberungen
in Ungarn. Im Frieden zu Carlowitz 1699 traten
die Türken alle Besitzungen in Ungarn bis auf
Temesvar und von Slavonien einen Strich von Bu-
sud bis Salankemen ab; in Croatien wurde die
Unna Grenze. Ferner zog Leopold die schlesischen
Fürstenthümer Brieg, Liegnitz und Wohlau al3
böhmische Lehen ein und nahm später auch den
dafür an Brandenburg überlassenen Schwiebusser
Kreis Friedrich Iii. 1694 ab. Unter ihm begann
nach dem Aussterben der Habsburger in Spanien
der spanische Successionskrieg.
Joseph I. (1705 —11) setzte diesen Krieg fort.
Er zog das Herzogth. Mantua 1708 ein. Carl Vi.
(1711—40) erwarb durch die Friedensschlüsse zu
Rastadt und Baden 1711 aus der spanischen Erb-
schaft die Niederlande und die italienischen Be-
sitzungen (Mayland, Neapel und Sardinien — letz-
teres wurde 1720 gegen Sicilien umgetauscht),
ferner im Frieden zu Passarowitz 1718 die Banate
. Temesvar und Krajowa (die kleine Walachei), Bel-
grad mit einem Theil von Servien und Bosnien.
Jetzt hatte Oesterreich den grössten Länderumfang
(13,600 Q.-M.) erreicht. Aber bald brach der pol-
nische Erbfolgekrieg aus, und im Wiener Frieden
1735 musste es auf Neapel verzichten und aus
demselben einen dritten bourbonischen Staat (das
Königreich beider Sicilien) bilden lassen und ausser-
dem an Sardinien einen Theil von Mayland ab-
treten, wogegen es nur die Herzogthümer Parma
und Piacenza erhielt; ferner verlor es in dem un-
glüklichen Kriege gegen die Türken im Frieden
von Belgrad 1739 den Gewinn des Passarowitzer
Friedens und behielt nur das Banat Temesvar.
Mit Carl Vi. erlosch der habsburgisch-österreicbi-
sche Mannsstamm.
Seine Tochter Maria Theresia (1740 — 80)
war vermählt mit dem vormaligen Herzog von
Lothringen, Franz Stephan, der im Wiener Prä
liminarfrieden statt des angestammten Herzogthums
das Grossherzogth. Toscana erhalten hatte. Gleich
nach ihrer Thronbesteigung erhoben sich von allen
Seiten Ansprüche gegen sie. Ein achtjähriger Erb-
folgekrieg begann, in welchem sie Schlesien und
Glatz mit Ausnahme von Teschen, Jägerndovf und
Troppau an Preussen im Frieden von Breslau 1742,
einige Bezirke von Mayland an Sardinien 1743,
die Herzogthümer Parma und Piacenza im Frieden
von Aachen 1748 an eine vierte bourbonische Dy-
nastie (Infant Philipp von Spanien) abtreten musste.
Die Wiedereroberung Schlesiens erreichte sie nicht.
Dagegen gewann sie durch die erste Theilung Po-
lens 1772 Galizien und Lodomirien, 1777 nach
einem glücklichen Kriege mit den Türken die Bu-
kowina, und endlich li79 durch den teschener
Frieden das Inn viertel und ausserdem noch einige
Gebiete in Schwaben und Vorarlberg.
Unter Joseph Ii. (1780—90) und Leopold Ii.
(1790 — 92) wurde der Besitzstand nur unwesent-
lich verändert. Das Grossherzogth. Toscana, das
Franz Stephan an seinen zweiten Sohn Leopold
übergeben hatte, wurde durch des Letzteren Re-
signationsakte von 1790 zu Gunsten seines zweiten
Sohnes für immer zu einer Secundogenitur des
Hauses Habsburg-Lothringen. Der österreichische
Staat umfasste jetzt 11,625 Quadratmeilen mit
23'/2 Mill. Einw.
Unter Franz Ii. (1792— 1835) geschahen die
wichtigsten Veränderungen im Länderbestande. In
der dritten Theilung Polens 1795 erwarb er West-
galizien. Dagegen erlitt er in den unglücklichen
Kriegen mit Frankreich bedeutende Verlüste. Im
Frieden zu Campo Formio 1797 entsagte er den
Niederlanden, die 1792 von den Franzosen erobert
waren, ferner trat er Mayland ab und erhielt dafür
den grössten Theil des venetianischen Gebietes
(Venedig, Istrien, Dalmatien); im Frieden von
1861 -
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- Autor: Rhode, C. E.
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28
Durch die gegen Napoleon geführten Kriege erhielt
es nicht nur vergrösserten Einfluss, sondern auch
ergiebige Kolonieen (Capland, Guyana, Ceylon)
und die wichtigsten Seestationen (Helgoland, Malta,
das Protectorat über die ionischen Inseln).
Irland kam durch die Streifzüge der Norman-
nen und die Fehden der einheimischen Könige in
grosse Verwirrung; 1169—72 wurde es von den
Engländern erobert; als diese hier die Reformation
mit Gewalt einführen wollten, empörte es sich
wiederholt und wurde erst 1691 nach blutigen
Kriegen gänzlich unterworfen. Nunmehr sank es
in die tiefste Noth herab. Die franz. Revolution
führte Unruhen herbei, weshalb die Auflösung des
irischen Parlaments und dessen Vereinigung mit
dem englishen durch die Unionsakte 1800 bewirkt
wurde.
Jv? 56.
Die Niederlande im J. 1 648.
Philipp der Kühne, der 1363 von seinem Vater
Johann dem Guten von Frankreich nach dem
Aussterben des altburgundischen Hauses Burgund
erhalten hatte und die neuburgundische Linie stiftete,
erheirathete Flandern, Artois, Antwerpen, Mecheln.
Seine Nachfolger Johann der Unerschrockene (1404
bis 1419), Philipp der Gütige (1419—67) und Karl
der Kühne (1467 — 77) erweiterten jenen Besitz
durch Gewalt, Kauf und Erbschaft. Der Letztere
war einer der mächtigsten Fürsten Europa’s (vgl.
Blatt Xxii. .,V°‘ 59) und strebte nach dem Königs-
titel. Nach seinem Tode zerfiel das burgundische
Reich. Ludwig Xl vereinigte die französischen
Lehne mit der Krone; die übrigen Länder brachte
Karl’s einzige Tochter Maria, vermählt mit Maxi-
milian von Oesterreich, an das habsburgsehe Haus.
Ihr Enkel, der Kaiser Karl V., fügte ihnen noch
Overyssel, die utrechtsehen Stiftslande, Groningen
hinzu, war aber nicht im Stande, diese Länder,
wie er es wünschte, zu Einem Staate zu vereinigen,
noch auch die schnelle Ausbreitung der Reformation
zu hindern. Im .1. 1555 übergab er sie seinem
Sohne Philipp von Spanien. Dieser verletzte ihre
alten Freiheiten und suchte den Protestantismus
mit Gewalt auszurotten. Deshalb schlossen die 7
nördl. Provinzen (Holland, Seeland, Utrecht, Gel-
dern, Groningen, Frisland, Overyssel) die utrech-
ter Union 1579, kündigten Philipp 1581 den Ge-
horsam auf und gründeten einen Bundesstaat, an
dessen Spitze ein Prinz aus dem Flause Oranien
gestellt wurde. Im westphäl. Frieden 1648 erhiel-
ten sie die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit
und die Bestätigung der Generalitätslande (Theile
von Flandern, Brabant, Limburg).
Die 10 südl. Provinzen Luxemburg, Limburg,
Obergeldern, Brabant, Antwerpen, Mecheln, Na-
mur, Hennegau, Artois und Flandern blieben
katholisch und bei Spanien.
Jw 57.
Holland und Belgien im J. 1831.
Im J. 1748 wurde Wilhelm Iv. zum General-
capitain der ganzen Union und die Statthalter-
schaft in allen Provinzen für dessen männliche
und weibliche Nachkommen als erblich erklärt.
Da die Republik an der ersten Coalition gegen
Frankreich Theil nahm, so rückten die Franzosen
in sie ein und verwandelten sie nach Vertreibung
des Erbstatthalters 1795 in eine batavische Repu-
blik; 1806 wurde sie zu einem Königreiche für
Louis Napoleon und 1810 zu einer französischen
Provinz gemacht.
Letzteres war bereits 1795 mit Belgien gesche-
hen, das nach dem spanischen Erbfolgekriege 1713
an Oesterreich gefallen war.
Nach dem Sturze Napoleons trennten sich so-
fort die nördl. Provinzen von Frankreich und riefen
Wilhelm I., den Sohn des geflüchteten Erbstatt-
halters, zum souveränen Fürsten aus, der durch
den Congress zu Wien auch die ehemaligen öster-
reichischen Niederlande und die Anerkennung der
Königs würde, so wie durch eine Uebereinkunft mit
England die meisten früheren Kolonieen wieder-
erhielt. Die Vereinigung von Nord- und Süd-
Niederland stand indessen mit dem Charakter,
den Sitten und den Interessen der Einwohner in
zu grossem Widerspruch. Deshalb trennte sich
1830 dieses von jenem, bildete einen eigenen Staat
(Belgien) und erwählte den Prinzen Leopold von
Sachsen Koburg zum Könige. Die von der lon-
doner Conferenz bestimmten Grenzen zwischen
beiden Reichen zeigt die vorliegende Karte.
Blatt Xxii.
Jy? 58.
Frankreich und Arelat bis zum Re-
gierungsantritt Philipp’s Ii. August
1180.
Die ersten Kapetingischen Könige besassen, den
mächtigen Vasallen gegenüber, nur geringe Macht.
Im N. lagen die Gebiete der Grafen von Flandern
und von der Champagne (früher von Vermandois
genannt), im O. das Herzogth. Burgund, der Rest
des frühem burgundischen Reichs, der mit Frank-
reich in Verbindung geblieben war, ferner die
Grafschaften Nevers, Forez, Bourbon etc., im S.
die Grafschaft Toulouse und am Nordfusse der
Pyrenäen mehrere kleinere Herrschaften; ferner
waren hier seit 1067 die Grafen von Barcelona,
die 1137 den aragonischen Königsthron erhalten
hatten, in den Besitz eines bedeutenden Gebietes
(der Grafschaften Rouergue, Gevaudan, Carcas-
sonne etc.) gelangt. Der ganze Westen, welcher
auf der Karte mit rother Farbe umzogen ist, be-
fand sich im Besitz der englischen Könige, Hein’
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rieh Plantagenet nämlich, Graf von Anjou, Maine
und Touraine und seit 1150 auch Herzog der Nor-
mandie, hatte sich 1152 mit Eleonore (geschieden
von Ludwig Vii. von Frankreich), der Erbin von
Aquitanien und Gascogne, vermählt, 1154 die eng-
lische Königskrone und 1169 auch das Herzogth.
Bretagne erworben.
Der Stifter oder vielmehr Erneuerer des Königr.
Burgund war Boso, Graf von Vienne 879. Wäh-
rend dev Minderjährigkeit seines Sohnes machte
sich Rudolph, Statthalter in Hochburgund, 888
unabhängig, wodurch das Reich in Burgundia
transjurana (Hochburgund) und Burg, cisjurana
(Niederburgund) zerfiel. Rudolph Ii. vereinigte
933 beide Reiche wieder (Kgr. Arelat von der Re-
sidenz Arles genannt). Nach dem Tode des kin-
derlosen Rudolph Iii. kam dies 1032 an Deutsch-
land, stand jedoch mit ihm nur in geringer Ver-
bindung. Seine Hauptbestandtheile waren die
Freigrafsch. Burgund, das Herzogthum Klein-Bur-
gund, die Grafschaften von Genf, Savoyen, Orange,
Venaissin, Valence, Provence.
Jst 59.
Frankreich von 1 180 bis zum Regie-
gierungsantritt Ludwigs Xi. 1461.
Die französischen Könige hatten durch die
Kieuzzüge und durch die Kriege mit den Albi-
gensern und Engländern ihre Macht zu erweitern
und zu befestigen, so wie auch die grossen Lehne
unter ihre unmittelbare Gewalt zu bringen gesucht,
obschon sie mehrere derselben wieder an einzelne
Glieder ihres Hauses ausgethan hatten. '
Philipp Ii. Augustus (1180—1223) vereinigte
1204—5 die Normandie, Anjou, Maine, Touraine
und einen Theil von Poitou, — Ludwig Ix. der
Heilige (1226 — 70) den östl. Theil der Grafsch.
Toulouse, — Philipp Iii. (1270 — 85) den Rest
der Grafsch. Toulouse, ferner Poitou und Auvergne
und den nördl. Theil der Provence mit der Krone.
Philipp Iv. der Schöne (1285 —1314), durch seine
Gemahlin auch König von Navarra, zog 1312 die
bedeutenden Güter der Tempelherren ein. Phi-
lipp Vi. von Valois (1328 — 50) gab Navarra an
Ludwig’s X. Tochter Johanna, Gemahlin Philipp’s
von Evreux, und brachte 1349 die Dauphiné an
sein Haus. Unter ihm machte Eduard Iii. von
England Ansprüche auf die französische Krone
und führte einen langen Krieg herbei, an dessen
Ende im Frieden von Bretigny 1360 er auf jene
verzichtete und Calais, Poitou, Limousin, Gui-
enne etc. (wie auf der Karte angegeben ist) erhielt.
Unter Karl Vi. (1380 — 1422) begann der Krieg
1414 abermals und endete damit, dass die Eng-
länder 1453 alle ihre französischen Besitzungen
bis auf Calais (das 1558 auch verloren ging) ein-
büssten.
Das 1362 erledigte Herzogth. Burgund über-
gab Johann der Gute seinem Sohne Philipp dem
Kühnen 1363, der durch Heirath Flandern, Ar-
tois, Mecheln etc. erhielt und der Stifter der zwei-
ten Dynastie der burgundischen Herzoge ist. Der
letzte derselben, Karl der Kühne, besass das Ge-
biet, welches auf der Karte blau umzogen ist (vgl.
Jv? 56).
jw 60.
Frankreich von 146 1 — 1789.
In dieser Zeit hatte die königliche Macht sich
nicht nur befestigt und zum Absolutismus erwei-
tert, sondern auch nach Aussen den grössten Ein-
fluss erlangt und Frankreich bedeutend vergrössert.
Ludwig Xi. (1461—83) zog nach dem Tode
Karl’s des Kühnen 1477 das Herzogth. Burgund
ein und erbte 1481 die Provence, Anjou, Maine.
Mit der Thronbesteigung Heinrich’s des Vierten
von Bourbon, Titularkönigs von Navarra, 1589
kam dessen ansehnlicher Besitz (Navarra und
Bearn, Foix, ein grosser Theil von Gascogne und
Guienne, das Herzogthum Vendôme etc.) an die
Krone.
Durch den westphäl. Frieden 1648 erhielt
Frankreich den österreichischen Eisass ausser den
Reichsstädten, den Sundgau, Breisach, die Bestä-
tigung der im schmalkaldischen Kriege erworbenen
Stifter Metz, Toul und Verdun, — durch den
pyrenäischen Frieden 1659 Roussillon nebst Cer-
daigne, fast ganz Artois, — durch den aachener
Frieden 1668 Lille, Tournay, Courtray u. a. nie-
derländische Städte, — durch den nymweger Frie-
den 1678 die Franche Comté und 16 niederlän-
dische Festungen (Valenciennes, Cambray etc.), —
durch den ryswicker Frieden 1697 die Anerken-
nung der elsasser Reunionen. — Lothringen nebst
Bar, das im Wiener Frieden 1738 dem ehemaligen
König von Polen, Stanislaus Lesczinsky, dem
Schwiegervater Ludwig’s Xv., auf Lebenszeit ge-
geben war, fiel nach dessen Tode 1766 an Frank-
reich. — Corsica ward 1768 den Genuesen ab-
gekauft.
Jw 61.
Frankreich nach seiner älteren Ein-
theilung.
Jw 62.
Die Umgebungen von Paris,
Blatt Xxiii.
Jv? 63.
Die hesperische Halbinsel von 711
bis zum Sturz der Ommayaden 1028.
Die Westgothen hatten durch Chlodowig alle
ihre gallischen Besitzungen bis auf Sepfimanien
verloren, dagegen 585 das suevische Reich erobert
(vgl. Bl. Ix. Jw 26). Ihrer Herrschaft machten
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die Araber durch den Sieg bei Xeres de la Frontera
711 ein Ende. Abderrhaman I., der letzte Om-
mayade, der dem durch die Abassiden in seinem
Stamme angerichteten Blutbade glücklich nach
Spanien 755 entkommen war, gründete hier ein
von dem Khalifat zu Bagdad unabhängiges Kha-
lifat zu Cordova. Aus Unzufriedenheit mit
seiner Herrschaft riefen die Statthalter von Sara-
gossa und Huesca Karl den Gr. zu Hülfe, der
auch 778 die Pyrenäen überschritt, das Land bis
zum Ebro eroberte und hier die marca liispanica
gründete (vgl. Bl. X. .,Y-‘ 30).
Nach dem Untergange des ommayadischen Ge-
schlechts 1028 zerfiel die maurische Herrschaft in
viele kleine Staaten (Huesca, Saragossa, Tortosa,
Toledos, Badajoz, Sevilla, Granada, Niebla, Al-
garbien, Mallorca), deren Namen auf der Karte
mit stehender Schrift bezeichnet sind.
Die Gründung neuer christlicher Staaten
auf der iberischen Halbinsel ging theils von den
Westgothen, theils von der spanischen Mark aus.
Nachkommen der westgothischen Könige hat-
ten sich bei der Eroberung des Landes durch die
Araber in die cantabrischen und asturischen Ge-
birge geflüchtet, hier Reiche gegründet und deren
Grenzen durch glückliche Kämpfe immer weiter
nach S. ausgedehnt. Beim Sturz der Ommayaden
waren sie bereits bis zum Duero vorgedrungen,
hatten auch, wenngleich nur vorübergehend, Er-
oberungen südlich dieses Flusses gemacht. — Pe-
layo hatte 718 das Königr. Asturien (Resid. Gijon)
gegründet; seine Nachfolger erweiterten es durch
Galicien und wählten seit 792 Oviedo (daher
Königr. Oviedo), seit 917 Leon (daher Königr.
Leon) zur Residenz. — Die Grafschaft Burgos,
später Castilien genannt, war anfangs ein Theil
von Leon, erkämpfte sich aber 923 ihre Unabhän-
gigkeit; 1028 fiel sie an König Sancho Iii. den
Grossen von Navarra.
Aus der span. Mark gingen drei Reiche her-
vor. Die Grafen von Pampelona nahmen um die
Mitte des 9ten Jahrhunderts den Königstitel an
und nannten sich später Könige von Navarra;
ihnen gehörte auch Rioja, Alava, Viscaya, Guy-
puzcoa. Durch Heirath erwarben sie noch Ara-
gonien. Sancho Iii. der Gr. (1000 — 35) er-
oberte Sobrarbe und Ribagorza und erbte 1028 die
Grafsch. Castilien, so dass er das auf der Karte mit
blauer Farbe umzogene Gebiet besass. Aber noch
vor seinem Tode theilte er dies 1034 unter seine
vier Söhne. — Die Grafen von Barcelona hat-
ten ihr Gebiet durch Gerona, Urgel etc. erweitert.
Jw 64.
Die hesperische Halbinsel bis zum
Tode Alfons Vh. 1157.
Die Araber, von den Christen immer härter
bedrängt, riefen die Morabethen oder Almoraviden
aus Marocco zu Hülfe, die 1087 auch herüber-
kamen, aber sich zugleich des arabischen Spaniens
bemächtigten. Sie konnten jedoch die Fortschritte
der Christen, die bis über die Guadiana drangen,
nicht aufhalten und erlagen seit 1144 den gleich-
falls aus Afrika herübergekommen Almohaden oder
Muahedin.
Der zweite Sohn Sancho’s Iii., Ferdinand I.,
welcher Castilien erhalten hatte (1035 — 65),
bemächtigte sich nach dem Tode seines Schwagers,
des letzten Königs von Leon, 1037 auch dieses
Landes, ferner des nördl. Portugals. Alfons Vi.
(1072 —1109) eroberte 1085 Toledo, 1092 Santa-
rem und gab seinem Schwiegersöhne, dem Grafen
Heinrich von Burgund, für geleistete Kriegsdienste
das Land zwischen Minho und Duero und über
diesen hinaus als erbliche Grafschaft. Alfons Vii.
(1112 — 57) liess sich 1135 zum Kaiser von Spa-
nien krönen, eroberte die ganze Mancha und
machte sich mehrere arabische Fürsten zinsbar.
Alfons I. (1112 — 85), Sohn Heinrich’s von
Portugal, nahm nach dem glänzenden Siege über
die Mauren bei Ourique 1139 den Königstitel an,
entzog sich aller Abhängigkeit von Castilien und
eroberte 1147 mit Hülfe der Kreuzfahrer Lissabon.
Zu Aragonien, das 1034 der vierte Sohn
Sancho’s Iii. erhielt, kam später auch Sobrarbe
und Navarra. Alfons I. el Batallador (1104—34)
eroberte 1115 Saragossa (Residenz). Nach seinem
Tode trennte sich Navarra von Aragonien, und
dieses fiel an den Grafen von Barcelona, dessen
Land bereits bis an den Ebro reichte.
So bestanden also bei dem Tode Alfons Vii.
vier christliche Reiche auf der hesperischen Halb-
insel, Portugal, Leon und Castilien, Aragonien
und Barcelona, Navarra.
Jw 65.
Die hesperische Halbinsel bis zum
Tode Ferdinands des Heiligen 1252.
Nach dem Tode Alfons Vii. zerfiel sein Reich
in das Königr. Leon nebst Galicien und Asturien
und in das Königr. Castilien. Beide, mit Arago-
uien und Navarra verbündet, versetzten der ara-
bischen Herrschaft durch die Schlacht bei Tolosa
1212 den Todesstoss. Ferdinand Iii. der Heilige
(1217 — 52) vereinigte 1230 Leon und Castilien,
machte Untheilbarkeit des Reichs zum Gesetze
und eroberte 1236 Cordova, 1243 Murcia, 1248
Sevilla, 1250 Xeres und Cadix.
Navarra hatte, durch die Macht der Nachbar-
reiche gehindert, sein Gebiet nicht nur nicht er-
weitert, sondern vielmehr Alava, Biscaya und
Rioja an Castilien verloren.
Aragonien hatte sich nord- und südwärts
ausgebreitet; im südlichen Frankreich besass es
ein ansehnliches Gebiet; die Balearen und Pityusen,
sowie das Königr. Valencia wurden unter Jacob I.
(1213 — 76) erobert.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
31
Portugal hatte 1249 Algarve den Mauren ent-
rissen. So waren diese allmälig bis auf Granada
eingeschränkt worden ; hier erhielten sie sich nur
noch durch die Uneinigkeit der christlichen Reiche
unter sich.
Jw 66.
Die h«sperische Halbinsel seit 1252.
Aragonien verlor zwar 1258 die südfranzös.
Besitzungen, erwarb aber 1282 Sicilien, das an
eine Nebenlinie kam, aber 1409 wieder zurückiiel
(vgl. J\s‘ 31), ferner durch päpstliche Belehnung
1297 Sardinien und 1442 Neapel. Durch die 1469
erfolgte Vermählung des Thronerben Ferdinand
mit Isabella von Castilien wurde die Vereinigung
Aragoniens und Castiliens vorbereitet. Sie erfolgte
1479. Die so vereinte span. Macht vertrieb 1492
die Araber aus Granada, setzte sich 1501 in den
Besitz Neapels und 1502 in den Obernavarra’s
(d. h. des südlich von den Pyrenäen liegenden
Theils ; der nördlich gelegene kam später an das
Haus Bourbon, das mit Heinrich Iv. den französ.
Thron bestieg). Nach dem frühen Tode der Toch-
ter Ferdinand’s und Isabella’s und des Gemahls
derselben, Philipp’s von Oesterreich, kam mit deren
Sohn Karl V. das österreichisch-habsburgsche Haus
1516 zur Regierung. Karl V. besass bereits die
burgundischen Lande als väterliches Erbe und er-
warb noch unermessliches Gebiet in Amerika.
Sein Sohn Philipp Ii. (1556 — 98) erhielt Spanien,
die Niederlande, Franche Comté, Mayland, Neapel.
Er eroberte noch die Manillen und Portugal, allein
die nördl. Niederlande erkämpften ihre Unabhän-
gigkeit. Unter ihm beginnt der Verfall Spaniens.
Im pyrenäischen Frieden 1659 gingen Roussillon
und fast ganz Artois, — im nymweger Frieden
1678 die Franche Comté und 16 niederl. Plätze
an Frankreich verloren ; 1640 riss sich Portugal
los. — Nach dem Erlöschen des habsburgschen
Hauses gelangte das Haus Bourbon auf den Thron,
es musste im Frieden zu Utrecht 1713 Gibraltar
und Minorca an England und Sicilien an Savoyen,
und im Frieden zu Rastadt 1714 Neapel, Sardi-
dinien, Mayland, Belgien an Oesterreich abtreten.
Philipp V. erhielt im Wiener Frieden 1738 Neapel
und Sicilien als besonderes, mit Spanien niemals
zu vereinigendes Königreich, für seinen Sohn, und
Ferdinand 1748 die Herzogthümer Parma, Pia-
cenza und Guastalla für seinen Halbbruder Phi-
lipp; 1782 fiel auch Minorca wieder an Spanien.
In Portugal war nach dem Aussterben der
directen Nachkommen Heinrich’s von Burgund das
sogenannte unächt burgundische Haus 1385 zur
Regierung gelangt. Unter ihm machten die Por-
tugiesen, besonders durch Heinrich den Seefahrer
aufgemuntert, die wichtigsten Entdeckungen und
bedeutende Eroberungen in Ostindien; 1415 nah-
men sie Ceuta und 1471 Tanger ein und bildeten
daraus das Königr. Algarbien jenseit des Meeres
(siehe Blatt Xi.). — Nach dem Erlöschen des un-
ächt burgundischen Hauses liess Philipp Ii. von
Spanien 1580 Portugal in Besitz nehmen, das nun
während der unglücklichen span. Herrschaft seine
schönsten Kolonieen verlor; 1640 machte es sich
frei und erhob mit Johann Iv. das Haus Braganza
auf den Thron.
Blatt Xxiv.
Jv? 67.
Osteuropa um das Jahr 12 50.
Die in der Gegend des uralten Nowgorod woh-
nenden Slaven hatten zur Beendigung innerer Käm-
pfe den Brüdern Russ aus dem Stamme der nor-
mannischen Waräger oder Wäringer 862 die Herr-
schaft angeboten. Diese gingen darauf ein, und
ihr Fürst Rurik wurde bald Alleinherr. Seine
Nachfolger erweiterten ihre Herrschaft und erhoben
Kiew, das 864 den Chazaren (Seit 680 im südl.
Russland) entrissen war, zur Residenz. Wladi-
mir der Gr. (980 -1015) führte mit Gewalt das
Christenthum in sein Reich ein, das sich bereits
vom Dnjepr bis zum Ladoga-See erstreckte. Aber
durch Erbtheilungen *) und innere Kriege verlor
es seine Kraft, musste bedeutende Länderstrecken
an die streitbaren Nachbarvölker abtreten und
wurde zuletzt von 1237 —1477 den Mongolen
zinspflichtig.
Litthauen, anfangs nur bis zur Wilia sich
erstreckend und den P’ürsten von Poloczk zinsbar,
aber seit 1030 unabhängig unter mehreren Für-
sten, breitete sich seit 1217 auf Kosten der Rus-
sen weiter aus. Ringold vereinigte nun 1230 die
verschiedenen Reiche und wusste bei dem Ein-
brüche der Mongolen seine Selbständigkeit zu be-
haupten.
Seit 1158 hatten sich Bremer Kaufleute an der
Mündung der Düna niedergelassen, Bischof Al-
bert gründete 1200 Riga und 1202 den Orden der
Schwertritter, der ganz Liefland eroberte, indess
die Dänen sich Esthland unterwarfen. Als der
Orden durch Ringold fast aufgerieben war, schloss
er sich 1237 an den deutschen Ritterorden in
Preussen an, der Liefland durch Heermeister re-
gieren liess.
Polen wurde seit der Mitte des 9ten Jahrh.
von den Piasten beherrscht. Seit der Bekehrung
des Herzogs Miesko (964— 92) zum Christenthum
galt es für ein deutsches Reichslehen, hing aber
nur lose mit Deutschland zusammen. Boleslaw I.
*) Seit 1157 gab es zwei Grossfürstenthümer Kiew oder
Klein-Russland und Wladimir (früher Susdal) oder Gross-
Russland und mehr als 50 Theilfürstenthümer (Tscherni-
gow, Severien, Perejeslawl, Twer, Minsk, Halicz etc. —
Murom, Jaroslawl, Rjäsan etc.), ausserdem noch die un-
abhängigen Fürstenthümer Smolensk, Poloczk, dierepublik
Nowgorod nebst Pskow (Pleskow).
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
15
Blatt Xi.
Jv? 31.
Europa zur Zeit Karls V. 1526.
Die mit rother Farbe ganz bedeckten Länder
gehören dem habsburgischen Hause. Es hatte
durch die Vermählung Maria’s von liurgund mit
Maximilian I. von Oesterreich die burgundisclien
Lande (Niederlande, Burgund) und durch die Ver-
mählung des Sohnes Beider, Philipp, mit Johanna,
der Tochter Ferdinands und Isabellens, Spanien
und die damit verbundenen Nebenlande erhalten;
152 i kamen an dasselbe noch Ungarn, Böhmen
und die zu letzterem zugehörigen Schlesien, Lau-
sitz, Mähren.
In Spanien war die Vereinigung von Ara-
gonien und Castilien zu Stande gekommen (vergl.
Jx<? 65), der Ueberrest der maurischen Herrschaft
in Granada 1492 zerstört und Obernavarra 1512
erobert worden. Zu Aragonien gehörten: 1) Si-
cilien, das 1282 von Peter Iii. erobert und nach
dessen Tode an seinen zweiten Sohn Jacob Ii.
gekommen; als dieser auf den aragonischen Königs-
thron gelangt war, hatte es dessen Bruder Frie-
drich Ii, zum König erwählt; nach dem Ausster-
den seiner Nachkommen 1409 war es an Arago-
nien zurückgefallen. 2) Sardinien, das Jacob Ii.
1297 vom Papste zum Lehen erhalten, aber erst
1326 erobert hatte. 3) Neapel, das nach dem
Fall der Hohenstaufen 1265 an das Haus Anjou
durch päpstliche Belehnung gekommen, aber 1501
von Spanien erobert war und bis 1713 mit diesem
Reiche vereint blieb. — Spanien hatte auch be-
reits wichtige Besitzungen in Amerika erlangt.
Hispaniola, Jamaica, Cuba, Florida, Mexico (durch
Ferdinand Cortez von 1519 — 22 erobert).
Portugal stand auf dem Gipfel seiner Macht.
Es hatte seit 1502 Niederlassungen in Brasilien
gegründet und unter Almeida (1505 — 9) und Albu-
querque (1510 —15) bedeutenden Besitz in Ost-
indien erlangt.
In Frankreich war durch anhaltendes Stre-
den der Könige die königliche Macht befestigt
worden. Die Engländer hatten 1453 ihre sämmt-
lichen französischen Besitzungen bis auf Calais
verloren. Avignon gehörte seit 1226 und Venaissin
seit 1273 den Päpsten.
Irland war 1169 — 72 von England erobert
worden. Schottland hatte noch seine eigenen
Könige.
Die schweizerische Eidgenossenschaft
hatte ihre Freiheiten gegen mehrfache Angriffe zu
behaupten gewusst und wurde seit dem Frieden zu
Basel als von Deutschland unabhängig angesehen.
Über Deutschland siehe Jv? 37, über Ita-
lien j\i 52. Venedig hat bedeutende Besitzun
gen auf dein Festlande Italiens erlangt, es gehören
ihm auch die ionischen Inseln, Candia undcypern,
dagegen hat es seine Besitzungen in Dalmatien
und Morea fast sämmtlich an die Osmanen ver-
loren.
Schweden hat sich von der kalmarischen
Union 1523 losgesagt und das Haus Wasa auf
den Königsthron erhoben, Norwegen und Däne-
mark sind noch vereint.
Polen, 1386 mit Litthauen vereinigt, hat seine
Herrschaft bis zum schwarzen Meere ausgedehnt,
die Macht des deutschen Ordens in Preussen ge-
brochen, 1411 Samogitien, 1466 Pomereilen, Erm-
land etc. erhalten und dadurch an der Ostsee Fuss
gefasst.
Der seit 1228 in Preussen gegründete Staat
der Marianen-Ritter, dessen grössten Umfang
Blatt Xxiv. J\? 69 angiebt, ist aufgelöst und
durch den letzten Herzog Albrecht 1525 ein welt-
liches Herzogthum geworden. Die Heermeister
in Liefland haben 1513 völlige Unabhängigkeit
von dem Orden in Preussen erkauft. Der letzte
derselben, Gotthard Kettler, erhielt I56i Curland
und Semgallen als ein in seiner Familie erbliches
Herzogthum unter polnischem Schutz, während
das übrige Liefland an Polen und Esthland an
Schweden kam.
In Russland ist die Mongolen - Herrschaft
(1240—1477) gestürzt, die Republik Nowgorod
und die einzelnen Theilfürstenthümer mit dem
Grossfürstenthum Moskau vereinigt, das mongoli-
sche Khanat Kasan 1487 zur Abhängigkeit ge-
zwungen, auch bereits Severien und der östliche
'Theil von Smolensk erobert.
Das mongolische Khanat Kaptschack ist zer-
fallen. Der letzte Khan Scheamed (Schah Ahmed)
starb 1506 in Polen; 1441 war die Krim, 1468
Kasan, 1480 Astrachan unabhängig geworden.
Im S.o. Europa’s haben sich die osmani-
schen Türken festgesetzt und das byzantinische
Kaiserthum zertrümmert. Servien und Bosnien
sind in förmliche Provinzen verwandelt, die Wa-
lachei und Moldau 1522 tributpflichtig gemacht,
Rhodus den Johannitern, Al Dschesira und Kur-
distan 1517 den Persern, Syrien und Aegypten
den Mamelucken entrissen worden.
Blatt Xii.
Jy? 32.
Europa zu Anfang der französischen
Revolution.
Die grosse spanische Monarchie zerfiel nach
dem Tode Karls Ii., mit welchem das spanisch-
habsburgische Haus erlosch. Oesterreich hat von
der Erbschaft nur übrig behalten Mayland, Man-
tua und die Niederlande, welche als burgundischer
Kreis dem deutschen Reiche einverleibt waren.
Dagegen ist es in den Besitz von Siebenbürgen,
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Glogau
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- Autor: Rhode, C. E.
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26
Ii. Die zugewandten Orte.
Die Abtei St. Gallen nebst der Grafsch. Tog-
genburg, die Städte St. Gallen, Biel, Mühl-
hausen, die 3 Bünde von Graubündten (der
graue, Zehngerichts- und Gottesbausbund) nebst
den ihnen unterthänigen Veltlin, Cläven und
Worms, das Walliserland, Fürstenth. Neuen-
burg, Herz. Genf, eintheil desbisth. Basel etc.
Jv? 51.
Die Schweiz in ihrer jetzigen Ge-
stalt.
In Folge der Revolution rückten die Franzosen
1798 in die Schweiz ein, lösten die bisherige Eid-
genossenschaft auf und wandelten sie in die Eine
untheilbare Republik Helvetien um. Aber schon
1803 erhielt sie durch Napoleon eine neue Ver-
fassung, nach welcher 19 von einander unabhän-
gige Staaten einen Bundesstaat bilden sollten.
Neuenburg wurde als souveränes Fürstenthum dem
Marschall Berthier übergeben und Wallis und Genf
mit Frankreich vereinigt (vgl. Blatt Xiii. Jw 33).
Mit dem Sturze Napoleons stürzte auch diese Ver-
fassung. Seit dem Wiener Congress 1815 besteht
die Schweiz aus 22 souveränen C an tonen.
Jy? 52.
Italien um das Jahr 1500.
Venedig, durch Flüchtlinge gegründet, welche
in den Stürmen der Völkerwanderung auf die La-
gunen des adriatischen Meeres geflüchtet waren,
bildete sich zu einer Republik aus, an deren Spitze
seit 697 ein Doge stand. Es machte Eroberungen
in Dalmatien, gewann durch den vierten Kreuzzug
(vgl. Blatt Xxv. Jvi* 75) 1204 Candia, Negro-
ponte u. a. Ins., so wie Theile von Morea und
ging aus den mit Genua von 1250—1381 geführ-
ten Kriegen siegreich hervor. Durazzo und Corfu
unterwarfensich 1386 freiwillig, Verona und Padua
wurden 1405, Bergamo und Brescia 1428, Ravenna
1441, Friaul 1420 erobert, Cyporn, dessen Königin
Catharina Cornaro von der Republik adoptirt
war, 1489 in Besitz genommen.
In Mayland breitete die Familie-Visconti ihre
Herrschaft weit aus. Matteo Galeazzo Visconti,
seit 1395 mit der Herzogswürde bekleidet, besass
den grössten Theil Oberitaliens. Nach seinem Tode
1402 gingen aber während der Minderjährigkeit
seiner Söhne viele Besitungen an die Venetianer
verloren. Nach dem Aussterben der Visconti’s
1447 erkämpfte sich Franz Sforza die Nachfolge.
Die Rep. Genua war in den Besitz eines nicht
unbedeutenden Gebietes auf dem Festlande gekom-
men; bei der Wiederherstellung des griech. Kaiser-
thums 1261 erhielt sie grosse Handels vortheile und
mehrere Besitzungen am schwarzen Meere (Azow,
Kaffa), von den Pisanern 1299 Corsica und den
grössten Theil Sardiniens. Durch die Kriege mit
Venedig und durch innere Parteikämpfe geschwächt,
kam sie bald unter mayländische (1415 — 35,
1464 — 99), bald unter französische (1458 — 61,
1499—1513, 1515 — 28) Herzhaft und verlor
die auswärtigen Besitzungen.
Die Grafen von Savoyen erhielten 1235 Tu-
rin, 1268 Waadt, 1363 Piemont, 1401 die Graf-
schaft Genf und 1416 die Herzogswürde.
Das Haus Gonzaga, das 1328 in Mantua zur
Herrschaft gelangt war, wurde 1432 vom Kaiser
Sigismund in den Markgrafenstand erhoben.
Das Haus Este erwarb Ferrara 1208, Modena
1228 und vom Kaiser Friedrich Iii. 1452 die
Herzogswürde.
Toscana, fortwährend durch Parteiungen zer-
rüttet, war zwischen den Republiken Florenz und
Siena getheilt. In jener hatten die Mediceer durch
Johann (t 1427) die Leitung der öffentlichen An-
gelegenheiten erlangt.
Im Kirchenstaate hatten sich die Romagna
und die Mark Ancona der päpstl. Herrschaft all-
mälig entzogen und waren in viele kleine Herr-
schaften zerfallen. Nach der Zurück Verlegung des
päpstl. Stuhls von Avignon nach Rom wurde die
Oberherrschaft des Papstes wieder hergestellt.
In Unteritalien waren durch die Normannen
zu Anfang des Ilten Jahrh. neue Staaten gegrün-
det worden (Grafsch. Aversa, Fürstenth. Capua,
Grafsch. Apulien); Roger Ii., Grossgraf von Sici-
lien, vereinigte dieselben und eihielt 1130 vom
Papste den Titel eines Königs von Sicilien. Nach
dem Aussterben des normannischen Regentenhauses
1189 kam das Reich durch Erbschaft an die
Hohenstaufen und nach deren Erlöschen durch
päpstliche Belehnung an Karl von Anjou 1265.
Sicilien entzog sich jedoch seiner Herrschaft (si-
cilianische Vesper 1282), kam an eine Nebenlinie
des Hauses Aragon und 1409 wieder an die Ilaupt-
linie (vgl. Jy? 31).
Ж 53.
Italien um das Jahr 17 92.
Venedig sank mehr und mehr, seitdem der
Handel neue Wege einschlug. Es musste Ravenna
an den Papst, Cypern 1573, Candia 1669, Morea
1718 an die Türken abtreten.
Savoyen hatte zwar Waadt, Genf und Unter-
wallis an die Schweizer verloren, dagegen 1703
einen Theil von Mayland und im utrechter Frie-
den 1713 die Königswürde und Sicilien erhalten,
das es aber 1720 an Oesterreich gegen Sardinien
umtauschte.
Mayland hatte bedeutend an Umfang ver-
loren. Es hatte Bellinzona und Veltlin 1513 an
die Schweizer und Parma und Piacenza 1521 an
den Papst abgetreten, der damit seinen natürlichen
Sohn Farnese als Herzog belehnte; 1540 wurde
es von Kaiser Karl V. an Philipp (nachherigen
König von Spanien) übergeben, 1708 durch das
Herzogth. Mantua vergrössert und 1713 im utrech-
ter Frieden dem Hause Oesterreich überlassen.
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27
Als Modena 1598 durch kaiserliche Beleh-
nung an eine Nebenlinie des Hauses Este gekom-
men war, zog der Papst Ferrara als päpstliches
Lehen wieder ein. Modena wurde 1741 mit Massa
und Carara vergrössert.
Die Rep. Siena war 1554 von Kaiser Karl V.
erobert und an seinen Sohn Philipp Ii, abgetreten
worden. Dieser zog das Ftlrstenth. Piombino und
Stato degli Presidii zu Neapel und überliess 1557
Siena an Cosmus I. von Toscana, der 1569 vom
Papste zum Grossherzog ernannt ward. Nach dem
Aussterben der Mediceer 1737 kam Toscana an
Franz Stephan von Lothringen, der 1745 zum
deutschen Kaiser erwählt, es seinem zweiten Sohne
überliess.
Neapel war 1501 von Ferdinand dem Katho-
lischen erobert und mit Spanien vereinigt worden.
Nach dem span. Erbfolgekriege erhielt Oesterreich
das Königreich beider Sicilien, trat es aber schon
1785 an den span. Infanten Karl von Bourbon ab.
Blatt Xxi.
Jv? 54.
Die britischen Inseln im 8ten Jahr-
hundert.
Als die Römer in Folge der Völkerwanderung
ihre Legionen 426 aus Britannien zurückriefen,
nahmen die verheerenden Ueberfälle der Caledonier
(Picten und Scoten) überhand. Die Briten, un-
vermögend, sich selbst zu schützen, riefen
daher die Sachsen zu Hülfe, die 449 herüber-
kamen, die Caledonier schlugen, sich aber im
Lande festsetzten; durch nachfolgende Sachsen,
Angeln und Jüten verstärkt, machten sie weitere
Eroberungen, drängten die Briten theils nach Cum-
hria, Cambria (Wales) und Westwales (Cornwales)
zurück, theils nöthigten sie dieselben zur Aus-
wanderung nach Armorica (Bretagne) und grün-
deten nach und nach 7 Reiche. Die Sachsen
Hessen sich in Kent, Sussex, Wessex, Essex, —
die Angeln in Ostangeln, Mercia, Northumber-
land (entstanden aus Bernicia und Deira), — die
Jüten in einem Theile von Wessex und auf der
Insel Wight nieder. Die 7 Reiche wurden durch
Egbert 827 zu Einem (Anglia) vereinigt.
In Schottland hatten sich im Niederlande
die Reiche der Picten, im Hochlande die der aus
Irland eingewanderten Scoten gebildet, welche
häufige Kriege nicht nur unter sich, sondern auch
mit den Sachsen führten. Kenneth Ii. vereinigte
sie 838 unter seinem Zepter.
Irland zerfiel in das Oberkönigreich Meath
mit der Hptst. Themora und in 4 Unterkönigreiche
Ulster, Connaught, Mounster und Leinster.
Jy? 55.
Die britischen Inseln bis auf die
Jetztzeit.
Die vereinigten sächsischen Reiche waren nicht
im Stande, den seit 832 immer häufiger werden-
den verheerenden Einfällen der Dänen (Norman-
nen) Einhalt zu thun. Diese setzten sich im Lande
fest und machten es sich zuletzt ganz unterwürfig.
Ihre Herrschaft endete Eduard Iii., der Bekenner
(1041 — 66). Nach seinem Tode bemächtigte sich
Wilhelm I. von der Normandie (1066 — 87) durch
die Schlacht bei Hastings des Thrones, stürzte die
angelsächsische Verfassung um, richtete das nor-
mannische Feudalsystem ein und belehnte seine
Begleiter mit den Gütern der Sachsen. Nach dem
Erlöschen seines Hauses erhielt das mit demselben
verwandte Haus Plantagenet Anjou (1154—1485)
die Krone. Durch seine weit ausgedehnten fran-
zösischen Besitzungen (vgl. Blatt Xxii. J\?' 58)
verwickelte es das Land in viele Kriege mit Frank-
reich, an deren Ende ihm nur noch Calais übrig
blich, das aber 1558 auch verloren ging. — W a-
les, das seit langer Zeit in Abhängigkeit von Eng-
land gestanden hatte, wurde 1284 ganz unterwor-
fen. — Nach den blutigen Bürgerkriegen zwischen
den Häusern Lancaster (rothe Rose) und York
(weisse Rose) erhob Heinrich Vii. (1485 —1507),
der beide Häuser vereinigte, das Haus Tudor auf
den Thron. Heinrich Viii. führte die Reformation
ein, Elisabeth (1558 —1603) befestigte dieselbe,
schuf eine Seemacht und legte dadurch den Grund
zur Grösse Englands. Nach ihr kam mit Jacob I.
von Schottland das Haus Stuart zur Regierung.
Dieses vereinigte zwar Schottland mit England,
rief aber durch seine Hinneigung zum Katholicis-
mus und sein Streben nach unumschränkter Ge-
walt einen Bürgerkrieg hervor, in dem Karl I.
1649 enthauptet wurde. Oliver Cromwell trat als
Protector an die Spitze der Republik, gründete
durch die Navigationsakte die Herrschaft Englands
zur See und entriss 1655 Jamaica den Spaniern.
Nach seinem Tode wurde 1660 Karl Ii. auf den
väterlichen Thron zurückgerufen (Restauration).
Er aber, so wie später sein Bruder Jacob Ii.,
suchten die politischen und kirchlichen Freiheiten
zu untergraben. Deshalb wurde 1689 der Prinz
von Oranien, des Letzteren Schwiegersohn, zum
König erhoben (Revolution). Nach dem Tode
Anna’s 1714 kam das Haus Hannover mit Georg I.
auf den Thron. Seit dieser Zeit hat Englands
Macht und Wohlstand mit reissender Schnelligkeit
zuffenommen. Im utrechter Frieden 1713 erhielt
O
es Gibraltar, Neufoundland, Akadien nach seinen
alten Grenzen, die Hudsonsbayländer und im pa-
riser Frieden 1763 Canada und mehrere westindi-
sche Inseln, die Küste am Senegal, Florida. Zwar
musste es 1783 die Unabhängigkeit der nordame-
rikanischen Kolonieen anerkennen, erweiterte aber
bald darauf ungemein seine Macht in Ostindien
und gelangte in den Besitz des Welthandels.
4*